Was passiert beim Faszientraining
Die Faszien sind kollagene Bindegewebsstrukturen, die in unserem Körper ganz unterschiedliche Funktionen haben und auch andere Strukturen des Körpers beeinflussen. Grundsätzlich lassen sich mit den Faszien Schmerzen, Spannungen und Beschwerden lokalisieren, außerdem wirken die Faszien bei der Übertragung und bei der Speicherung von Kräften. Dazu ist die Anordnung der Faszien entscheidend: verklebte Faszien rufen eher Beschwerden hervor, linear ausgerichtete Faszien agieren funktioneller. Diese Ausrichtung kann mit Faszientraining, aber auch mit der Selbstmassage mit Hilfe von Faszienrollen, unterstützt werden.
Ein verbessertes Gleitverhalten aufgrund einer besser ernährten Faszie - das bezieht sich vor allem auf die in den Faszien enthaltene Flüssigkeit ab - verbessert die Flexibilität und Dynamik der Faszien, so dass weniger Verklebungen vorzufinden sein werden. Neben der Faszienmassage wird dies vor allem durch die sogenannten Flow-Übungen versucht zu erzielen, bei denen Bewegungen zwischen Druck und Entlastung agieren und so die Faszien gut zu ernähren.
Auch die Synthese der Faszien, bei denen die Faszien gedehnt werden um die Faszien auszurichten, verbessern das Gleitverhalten. Dabei kommen statische Dehnungen mit Endkontraktionen zum Einsatz, um die parallel und quer verlaufenden Kollagenanteile zu wirken. Dynamische Dehnmethoden wirken dagegen eher auf die Wellenform der Kolagenstränge. Die Dehnmethoden haben wir in unserem Blog unter Dehnmethoden genauer betrachtet und Beispiele dazu aufgeführt. Neben den Dehnübungen spielen federnde und schwingende Bewegungen eine große Rolle, um die Faszien nach der Bewegung wieder in die Ausgangsposition zu bringen. Schwungvolle und federnde Bewegungen spannen die Kollagenfasern, die dann Energie speichern, die anschließend genutzt werden kann und somit für Bewegungen weniger Muskelkraft notwendig ist.
Auch auf die Kraftentwicklung der Muskulatur wirkt das Faszientraining, insbesondere über wippende und federnde Bewegungen. Die gegenseitige Muskelunterstützung, intermuskuläre Koordination, wird durch die Übertragung der Kräfte zu benachbarten Strukturen unterstützt. Daher geht es auch nicht um ein isoliertes Training einzlener Muskeln, sondern wie beim Core-Training um zusammenhängende Strukturen, bei denen hier speziell Bänder, Sehnen und Gelenkkapseln involviert sind.
Ein weiterer Punkt des Faszientrainings ist die Selbstwahrnehmung des Körpers, die aufgrund stimulierter Nervenzellen und daraus verfeinerter Wahrnehmung von Bewegungen wie beim propriozeptiven Training positive Auswirkungen auf Haltung und Bewegung erfolgen. Beim Wahrnehmungstraining wird Einfluss auf das Golgi-Organ, die Pacini-Körperchen und die Ruffini-Körperchen genommen. Zum Einsatz kommen Dehnmethoden wie das Anspannungs-Entspannungsdehnen (etwa der CHRS-Methode), ruckhafte Impulse und langer, langsam wechselnder Druck.
Um allen Bereichen des Faszientrainings gerecht zu werden, sind verschiedene Hilfsmittel und Sportgeräte hilfreich. Neben den bekannten Blackroll Faszienrollen und Massagebällen kommen Tennisbälle, Physiobälle, instabile Untergründe wie beim Balancetraining sowie leichte Hanteln zum Einsatz. Ein rund 15-20minütiges Faszientraining sollte 2-3mal pro Woche durchgeführt werden, um einen Effekt zu spüren. Deiser Effekt kann sich in Form von verbesserter Koordination, schnellerer regeneration, besseren Muskelzusammenspiel und weniger Schmerzen aufgrund von Verklebungen äußern.
Literaturempfehlung für Alle, die mehr über die Faszien wissen möchten
- Fairplay Sporthandel (2015). Faszientraining. https://www.fairplay-sporthandel-shop.de/fit-gesund/faszientraining/
- Schleip, R. & Bayer, J. (2015). Faszien Fitness. Vital. elastisch, dynamisch im Alltag und Sport (2. Auflage). München: riva.
- Slomka, G. (2014). Faszien in Bewegung. Aachen: Meyer & Meyer
- Slomka, G. (2015). Faszien kompakt. Training für das Bindegewebe. Aachen: Meyer & Meyer